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Basalinsuline heute und morgen - Eine Patientenperspektive

 

Grünwald (19. Februar 2014) Wie können Menschen mit Diabetes in der heutigen Praxis möglichst effektiv behandelt werden? Wie kann das Risiko für Hypoglykämien bei einer Intensivierung der Therapie möglichst niedrig gehalten werden? In wie weit wird bereits heute eine maßgeschneiderte Therapie, die bei Bedarf eine flexible Tagesgestaltung ermöglicht, für jeden Patienten gewährleistet? Diese Fragen diskutierten und beantworteten Experten bei einem Grünwalder Gespräch.


Dr. Kaiser„Die Versorgungssituation von Menschen mit Diabetes hat sich in den vergangenen zehn Jahren wesentlich verbessert“, so Dr. Marcel Kaiser, niedergelassener Diabetologe aus Frankfurt a. Main. „Dank moderner Basalinsuline wie Insulin detemir profitieren Patienten von einem flachen und lang wirksamen Wirkprofil und einem geringeren Risiko für Hypoglykämien.“ Mit Insulin detemir steht seit 2004 ein moderne Basalinsulin mit einer Wirkdauer von bis zu 24 Stunden zur Verfügung, welches im Vergleich zu NPH-Insulin bei gleichwertiger Reduzierung des HbA 1c –Wertes ein geringeres Risiko für insbesondere nächtliche Hypoglykämien aufweist. (1)

Den Effekt von modernen Basalinsulinen auf die Häufigkeit schwerer Hypoglykämien bei Menschen mit Typ 1 Diabetes und hohem Hypoglykämie-Risiko untersuchte aktuell die HypoANA Studie, eine randomisierte, multizentrische Cross-Over-Studie mit einer Beobachtungszeit von zwei Jahren. (2)
„Die Behandlung mit Insulin aspart und Insulin detemir führte im Vergleich zu Humaninsulin und NPH-Insulin zu einer signifikanten Reduktion der Rate schwerer Unterzuckerungen bei vergleichbarer glykämischer Einstellung“, fasste Kaiser die Ergebnisse zusammen.

„Auch Menschen mit Typ 2 Diabetes profitieren von einem im Vergleich zur Therapie mit NPH-Insulin reduzierten Risiko für Hypoglykämien“, erklärte Kaiser. So reduzierte die 1-mal tägliche Gabe von Insulin detemir (abends) im Vergleich zu NPH-Insulin signifikant das relative Risiko für ein Auftreten von Hypoglykämien. (3)

 

 

Dr. Liebl„Insgesamt sind Hypoglykämien in der Diabetestherapie aber immer noch ein unterschätztes Problem“, stellte Dr. Andreas Liebl, Chefarzt am Diabetes- und Stoffwechselzentrum Bad Heilbrunn, fest. „Nächtliche Ereignisse sind besonders tückisch“, erklärte Liebl. „Häufig werden sie nicht erkannt und im Extremfall drohen Bewusstlosigkeit und Koma.“ Hypoglykämien können auch zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität im Alltag und des Arbeitslebens der Betroffenen führen.(4-7)
„Das Risiko für Hypoglykämien und eine Verschlechterung der Blutzuckereinstellung kann auch steigen, wenn die Patienten ihr Basalinsulin nicht immer zum gleichen Zeitpunkt anwenden. Zukünftige Therapieoptionen sollten auch die Anforderungen, die ein aktiver Lebensstil stellt, erfüllen und eine höhere Flexibilität ermöglichen“, betonte Liebl.

Das neue Basalinsulin Insulin degludec mit langer Wirkdauer könnte die Lebensqualität von Menschen mit Diabetes künftig weiter verbessern. Es zeichnet sich durch ein vorteilhaftes Wirkprofil mit niedriger intraindividueller Variabilität und einer Wirkdauer, die über 42 Stunden hinaus im therapeutischen Dosierungsbereich liegt. 8 Ist die Anwendung zur gleichen Tageszeit nicht möglich, erlaubt Insulin degludec eine Anpassung des täglichen Injektionszeitpunkts. 8  Zwischen den Injektionen ist ein Mindestabstand von acht Stunden von acht Stunden einzuhalten. (8)

„Der Aspekt der Flexibilität ist ein enormer Vorteil für Menschen mit Diabetes – gerade bei Patienten mit einem hektischen Alltag“, so Liebl. Ein vergleichsweise niedriges Hypoglykämie-Risiko von Menschen mit Typ 2 Diabetes unter Insulin degludec wird durch eine Reihe klinischer Studien gezeigt. (9)

Insulin degludec ist eine neues Basalinsulin, das von Novo Nordisk entwickelt wurde. Im Januar 2013 hat die Europäische Kommission die Zulassung von Insulin degludec zur Behandlung von Erwachsenen mit Typ 1 und Typ 2 Diabetes erteilt. Es ist derzeit noch nicht in Deutschland auf dem Markt erhältlich.


Literatur:

(1) Fachinformation Levemir , Stand 12/2011
(2) Kristensen P et al., BMC Endocr Disord 2012; 12:10
(3) Philis-Tsimikas A et al., Clinical Therapeutics 2006; 28 (10): 1659-1581
(4) Evans M et al., Health Qual Life Outcomes 2013; 11:90
(5) Brod M et al., Curr Med Res Opin 2012; 28: 1947-1958
(6) Brod M et al., Value Health 2011; 14 (5): 665-671
(7) Geelhoed-Duijvestijn PH et al., J Med Econ 2013; 16 (12): 1453-1461
(8) Fachinformation Tresiba , aktueller Stand Mai 2013
(9) Schumm-Draeger et. Al., Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8: S 55