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Pressemitteilung

   

   
Prof. Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger v.l.n.r. bei der alljährlichen Pressekonferenz:

Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland (stehend)
Prof. Dr. Hans Hauner, Sean Monks
Prof. Dr. Rüdiger Landgraf
Prof. Dr. Olga Kordonouri
PD Dr. Wibke Hengstenberg
Prof. Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger
Moderation: Annette Bäumler

 

 

 

Fortbildungsveranstaltung
Innere Medizin fachübergreifend –
Diabetologie grenzenlos

 

 

(München, 7. Februar 2020) Am 7. und 8. Februar 2020 findet in München zum
9. Mal die Fortbildungsveranstaltung „Innere Medizin fachübergreifend – Diabetologie grenzenlos“ statt. Experten aus unterschiedlichsten medizinischen Fachgebieten präsentieren und diskutieren die aktuellsten Entwicklungen auf dem Gebiet der Diabetologie und den damit verbundenen Erkrankungen. Die zwei Tage im Hotel Hilton Munich Park bieten wieder eine umfassende Fortbildungsmöglichkeit für die tägliche Patientenversorgung in Klinik und Praxis.

Die alljährliche Pressekonferenz im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung eröffnete Professor Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger (München), wissenschaftliche Leiterin des Kongresses, der vom Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (BDI) ausgerichteten Veranstaltung. Erstmals hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) die Schirmherrschaft übernommen. „Das wesentliche Anliegen unserer inzwischen schon zur Tradition gewordenen Fortbildungsveranstaltung ist es, ausgehend vom Diabetes mellitus, Diagnostik und Therapie für erkrankte Menschen optimal zu gestalten, bzw. die Schnittstellen zu anderen Erkrankungen der Inneren Medizin und angrenzender Gebiete gebührend zu berücksichtigen. Dazu sind viele organisatorische und gesundheitspolitische Schritte von nicht zu unterschätzender Bedeutung, um der zunehmenden „Ökonomisierung der Medizin“ vorzubeugen. Für mich ist ganz entscheidend: Der Patient bleibt im Mittelpunkt aller Diagnostik und Behandlung“, so Schumm-Draeger.

Diabetes ist eine der am schnellsten wachsenden Gesundheitsherausforderungen des 21. Jahrhunderts. Trotz aller Anstrengungen steigt die Zahl der Menschen mit Typ 2 Diabetes seit Jahren bedauerlicherweise kontinuierlich an, die Zahlen sind alarmierend. Eine Erhebung der internationalen Diabetes-Federation (1) in 2019 hat ergeben, dass weltweit 463 Millionen Erwachsene an Diabetes leiden, die Hälfte davon weiß nicht, dass sie an Diabetes erkrankt ist. 136 Millionen sind über 65 Jahre, bis 2045 wird mit 276 Millionen gerechnet.

Wie das breite Spektrum an Themen von „Innere Medizin fachübergreifend – Diabetologie grenzenlos“ präsentierte sich auch die Pressekonferenz. Schumm-Draeger erläuterte die Behandlungsstrategien 2020 bei Typ 2 Diabetes: „Die 2019 publizierten Leitlinien von ESC (European Society of Cardiology) und EASD (European Association for the Study of Diabetes) enthalten „What to do“ und „What not to do“-Empfehlungen zum Einsatz von Medikamenten mit neuartigen Wirkmechanismen (2). Mit diesen Behandlungsoptionen ist es erstmals möglich, bei frühzeitiger Diagnosestellung nicht nur die Stoffwechselkontrolle bei Diabetes zu stabilisieren, sondern sowohl kardio- als auch nephroprotektive Effekte der verordneten Medikamente zur Prävention von Kardiovaskulären- und Nierenerkrankungen zu nutzen“. (3) (4)

PD Dr. Wibke Hengstenberg, Oberärztin am Deutschen Herzzentrum, München, betonte die unterschätzte Gefahr einer Chronischen Herzinsuffizienz bei Diabetes Typ 2, sie sei bei Diabetikern ca. 2-4-mal so hoch und würde auch schon in jüngerem Alter auftreten. Grundsätzlich gelten für Diabetiker mit Herzinsuffizienz die gleichen Behandlungsrichtlinien wie für Nicht-Diabetiker. Das Vorliegen eines Diabetes sollte also die Therapieentscheidungen nicht (negativ) beeinflussen, zumal einige antidiabetische Substanzen sich sehr günstig auf die Herzinsuffizienz auswirken, so Hengstenberg.

„Um das kardiovaskuläre Risiko zu minimieren, ist eine Senkung des LDL-Cholesterins ein integraler Bestandteil der Leitlinien-basierten Diabetestherapie“, erklärte Prof. Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Past Präsident und Kommission Fettstoffwechselstörungen der DDG.(5) „Bei sehr hohem Risiko soll das LDL-Cholesterin idealerweise auf unter < 55 mg/dL und bei hohem unter < 70 mg/dL gesenkt werden. Zum Erreichen der Zielwerte steht eine Stufentherapie von Medikamenten zur Verfügung“.

„In Deutschland gilt rund ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung mit einem Body Mass Index (BMI)  > 30 kg/m2 als adipös“, so Prof. Dr. med. Hans Hauner, Ordinarius für Ernährungsmedizin an der TU München und Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin. „Die Behandlungsmöglichkeiten zur Gewichtsreduktion sind weiterhin begrenzt. Das derzeitige Portfolio an gewichtssenkenden Medikamenten ist überschaubar, diese sind teilweise recht teuer und nicht erstattungsfähig, so dass sie in Deutschland kaum eingesetzt werden. Der vielversprechendste Ansatz für neue gewichtssenkende Therapien sind GLP-1-basierte Co-Agonisten“, erklärte Hauner.

„Das Durchschnittsalter bei der Diagnose eines Typ 2 Diabetes beträgt bei Männern 62, bei Frauen 65 Jahre“, führte Prof. Dr. med. Rüdiger Landgraf, Bevollmächtigter des Vorstands Deutsche Diabetes Stiftung, München, aus. „Trotz aller Fortschritte bei der Betreuung von Menschen mit Diabetes ist die Gesamtmortalität um das 2-3-fache höher als bei vergleichbaren Nicht-Diabetikern. Bei älteren Menschen kommen eine große Zahl anderer Krankheiten (z.B. Depressionen) und Einschränkungen hinzu, die weiterer Therapien bedürfen, bzw. Behandlungsstrategien schwierig machen oder limitieren. Deshalb sind alle nicht-medikamentösen Maßnahmen, wie mehr körperliche Bewegung, gesunde Ernährung, Gewichtsreduktion, Nikotinverzicht und Alkoholreduzierung, für den älteren Menschen wichtig und effizient, spielen aber leider in unserem Gesundheitssystem kaum eine Rolle“. Landgraf fordert: „Eine enge interdisziplinäre und multiprofessionelle Betreuung bei der Komplexbehandlung chronisch Kranker, vor allem in der Geriatrie, ist dringend erforderlich“.

Sean Monks, Geschäftsführer, Ärzte im Netz GmbH, München, stellte ein Telemedizinisches Facharztkonsil am Beispiel des Diabetischen Fußsyndrom (DFS) vor. Hausärzte können ihre Patienten per Internet bei einem DFS-Experten der „Arbeitsgemeinschaft Fuß“ der DDG vorstellen. Anhand eines standardisierten Fragebogens und durch Fotos kann der Experte feststellen, ob der virtuell vorgestellte Patient bereits erkrankt ist oder nicht. Die Antwort erhält der Hausarzt innerhalb von 24 Stunden und ggf. einen baldigen Termin bei einer der ca. 120 Fußambulanzen der AG-Fuß. Dies verbessert die Zusammenarbeit zwischen Hausarzt und DFS-Facharzt und schärft den Blick für potenziell gefährdete Patienten. „Ziel ist es, die Zahl der Amputationen um 20-30 Prozent zu verringern“, so Monks. (6)

Prof. Dr. med. Olga Kordonouri, Chefärztin, Kinder- und Jugendkrankenhaus, AUF DER BULT, Hannover, stellte das seit 2019 in Deutschland verfügbare „Hybrid-Closed loop System“ vor. Es handelt sich dabei um eine bahnbrechende Kombination aus einer Insulinpumpe und einem Glukosesensor, die mittels eines Algorithmus miteinander kommunizieren und eine automatisierte Insulinabgabe erlauben. Voraussetzung ist dafür jedoch, dass Nutzer sich von der gewohnten Diabetestherapie lösen und bereit sind, ein gänzlich neues Konzept der Therapie strukturiert zu erlernen und in ihren Alltag zu integrieren. Eine Schulung nach dem CHECK-IT-Konzept (7) kann helfen, Diabetesteam und Nutzer auf die Umstellung der Therapie und Implementierung eines Hybrid-Closed-Loop-Systems vorzubereiten.

„Trotz aller Fortschritte: Die Herausforderungen bleiben für alle Beteiligten in Prävention, Früherkennung und Bekämpfung u.a. von Typ 2 Diabetes, kardio­vaskulären Erkrankungen, Lipidstoffwechselerkrankungen und Übergewicht groß“, so Schumm-Draeger zum Abschluss der Pressekonferenz“, „und dies erklärt auch den Erfolg und die Notwendigkeit unserer Fortbildungsveranstaltung“.

 

Quellen:

(1) IDF Diabetes Atlas 9th Edition 2019, www.idf.org
(2) ESC und EASD Task Force F. Consentino et al. doi: 10.1093/eurheartj/ehz686 (European Heart Journal (2019 00, 1-69);
(3) Davies MJ et al. Diabetologia 2018; 61(12): 2461–98;
(4) Buse JB et al. Diabetologia 2020, 63 : 221-228
(5) Mach F, Baigent C, Catapano AL et al. 2019 ESC/EAS guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk. Eur Heart J 2019; doi:10.1093/eurheartj/ehz455
(6) www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
(7) Biester T…Kordonouri O. Diabetesberatung zum Hybrid-AID-System bei Typ-1 Diabetes: Neue Perspektiven und Therapieempfehlungen, Diabetologie 2020, Thieme Verlag

 

Weitere Quellen bei den Referenten

 

 

Für Auskünfte stehen gerne zur Verfügung:
Prof. Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger
Tel. 089 443889200 E-mail schumm-draeger@zim-fuenf-hoefe.de
ZIM Fünf Höfe, Theatinerstr. 15, 80333 München
oder
Annette Bäumler, TOPICRelations
Tel. 089 6493856 E-mail baeumler@topic-relations.com
Dr.-Kurt-Huber-Str. 22, 82031 Grünwald