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Kombinationsstrategien beim Typ 2-Diabetes
Diagnostizieren! Optimal Dosieren! Gut Kontrollieren! Individuell Therapieren!


Sechs bis sieben Millionen Menschen in Deutschland leiden an Diabetes, davon 80 Prozent an Typ 2-Diabetes. Nach den Erwartungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) wird die Zahl der Diabetes-Patienten in den nächsten fünf Jahren erheblich zunehmen.

Prof. Dr. Hellmut Mehnert, Diabetes Forschungszentrum München-Schwabing, nannte beim Grünwalder Gespräch die Gründe für diese Zunahme: " Immer noch sind die unbefriedigende Lebensführung mit Übergewicht und Bewegungsarmut, die höhere Lebenserwartung und die genetischen Voraussetzungen verantwortlich. Selbstverständlich spielt auch die Verschärfung der diagnostischen Kriterien eine wichtige Rolle".

Mehnert bedauerte: " Trotz aller Aufklärung liegen immer noch sechs bis sieben Jahre zwischen der Manifestation eines Diabetes und der Diagnose". Dieser Mißstand führe zum frühen Auftreten der so gefürchteten Gefäßkomplikationen. Mehnert forderte eindringlich: "Alle Früherkennungsmaßnahmen müssen ausgeschöpft werden. Dies ist um so wichtiger, da auf die "klassischen" Diabetes-Symptome - vermehrtes Wasserlassen, Durst, Müdigkeit und Gewichtsabnahme - beim Typ 2-Diabetiker kein Verlass ist. Sie treten - im Gegensatz zum Typ 1-Diabetes - nur bei einem Drittel der Typ 2-Diabetiker auf".

Professor Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger, 3. Med. Abt., Krankenhaus München-Bogenhausen, plädierte für eine Optimierung des Behandlungskonzeptes für Patienten mit Typ 2-Diabetes: " Es ist eine Verbesserung der Dosierungsstrategien oraler Antidiabetika in der Mono- oder Kombinationstherapie anzustreben. Die kürzlich von der Internationalen Diabetes Federation (Europa) festgesetzten Ziele für die Blutzuckerkontrolle von Typ 2-Diabetikern (HbA 1C < 6,5%, Nüchternblutzucker < 110 mg/dl ), stellen uns vor eine große Herausforderung und machen die Optimierung bisheriger Dosierungsstrategien für orale Antidiabetika notwendig".

In der britischen UKPD-Studie wurde der Nachweis erbracht, dass Metformin (z.B. Glucophage® 1000mg, Merck Pharma Deutschland) bei neu zu behandelnden, übergewichtigen Typ 2-Diabetikern die Therapie der ersten Wahl ist, wenn Diät alleine nicht ausreicht. Die blutzuckersenkende Wirkung von Metformin nimmt mit steigenden Tagesdosen von 500 mg bis maximal 2000 mg (Obergrenze der empfohlenen Tagesdosis) schrittweise zu. Metformin bietet als einziges orales Antidiabetika außerdem einen signifikanten Vorteil bei den mit Diabetes oft verbundenen kardiovaskulären Risiken.

Bei unzureichender Stoffwechselkontrolle mit optimal dosierter Metformin-Therapie ist eine sehr gute Kombinierbarkeit mit anderen oralen Antidiabetika sowie Insulin gegeben. "Eine interessante Kombination oraler Antidiabetika ist Metformin mit einem Glinid (z.B. Starlix® , Merck Pharma Deutschland)", so Schumm-Draeger, damit kann die kardiovaskuläre Trias aus Nüchtern- bzw. postprandialer Hyperglykämie und erhöhtem HbA 1c besonders wirksam bekämpft werden.


Prof. Dr. Stephan Martin, Deutsche Diabetes Klinik, Düsseldorf, stellte eine neuartige Studienform, das sogenannte retrolektive Studiendesign, vor. Dabei sollte geprüft werden, ob es möglich ist, über einen Zeitraum von 10 Jahren Therapieregime und klinische Endpunkte bei Typ 2-Diabetikern in Praxen von niedergelassenen Ärzten zu erfassen.

Von Hausärzten und Internisten (n=21) wurden Therapieverläufe dokumentiert, bei denen im Zeitraum vom 1.1.1990 bis 31.12.1993 ein Typ 2-Diabetes erstmals diagnostiziert wurde (n=455, mittleres Alter 61,5 Jahre). Die mittlere Beobachtungszeit betrug 8,7 Jahre. Dabei wurden 45 Myokardinfarkte bei 40 Patienten (9%), 42 Apoplexe bei 37 Patienten (8%), Erblindungen von fünf Patienten (1,5%) und 19 Amputationen (4,2%) dokumentiert, 72 Patienten (15,8%) starben. "Die Daten dieser retrolektiven Pilotstudie unterstreichen die Notwendigkeit einer frühzeitigen Stoffwechseleinstellung," so Martin.
Besonders wichtig war auch hier die Erkenntnis, dass schwere Komplikationen häufig schon sehr früh nach der Diagnosestellung auftreten.
Eine noch frühere Diagnose und Therapie mit dem Ziel einer normalen Stoffwechseleinstellung sei daher unbedingt nötig.

Alle drei Diabetologen forderten eine intensivere Aufklärung eventueller Risikogruppen, Präventionsmaßnahmen, eine frühere Diagnose und ein früherer Therapiebeginn und eine auf den einzelnen Patienten zugeschnittene optimierte Therapie, um die so gefürchteten Langzeitschäden zu vermeiden.

Grünwald im Dezember 2003

Weitere Auskünfte bei:
Annette Bäumler, Topic Relations,
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