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Lapatinib Update:
Neue Brustkrebstherapie in Deutschland zugelassen

GG67(Grünwald, 23. September 2008). Weltweit ist Brustkrebs die bei weitem häufigste Krebsart bei Frauen. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 55.000 Frauen an Brustkrebs, ungefähr die Hälfte unter 60 Jahren.

Zur Behandlung bestimmter Formen von Brustkrebs ist der neue Wirkstoff Lapatinib (Tyverb®, GlaxoSmithKline) seit dem 10. Juni 2008 nun auch in Deutschland zugelassen. Tyverb® in Kombination mit Capecitabin ist zur Behandlung von Patientinnen mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs, deren Tumore ErbB2 (HER2) überexprimieren, induziert. Die Patientinnen sollen eine progrediente Erkrankung nach vorangegangener Therapie, die Anthrazykline und Taxane sowie in der metastasierten Situation Trastuzumab einschloss, aufweisen. Diese medizinische Innovation war das Thema beim 67. Grünwalder Gespräch.

Zeit bis zur Tumorprogression signifikant verlängert
Grundlage für die Zulassung von Lapatinib durch die European Medicines
Agency (EMEA) war die randomisierte doppelblinde Phase III-Studie EGF 100151. Aufgrund signifikant besserer Wirksamkeit wurde die Randomisierung durch ein unabhängiges Expertengremium vorzeitig gestoppt.1

„Die Ergebnisse dieser Zulassungsstudie zeigen klare Wirksamkeitsvorteile für die Behandlung mit Lapatinib und Capecitabin“ für unsere Brustkrebspatientinnen, sagt Prof. Dr. med. Michael Untch, Chefarzt der Frauenklinik, Helios-Klinikum Berlin-Buch. „Die Zeit bis zur Tumorprogression war unter Lapatinib/Capecitabin laut Auswertung der unabhängigen Experten-Gruppe signifikant verlängert: 27,1 Wochen bei Kombinationstherapie gegenüber 18,6 Wochen bei Capecitabin-Monotherapie.1 Diese Ergebnisse wurden durch die Auswertung der Prüfärzte bestätigt: 23,9 Wochen im Kombinationsarm versus 18,3 Wochen im Capecitabin-Monotherapie-Arm.“ 2

Lapatinib: einfach einzunehmen und gut verträglich
„Die Patientinnen finden es äußerst angenehm, dass sie Lapatinib als Tablette einnehmen können“, sagt PD Dr. med. Diana Lüftner, Oberärztin, Onkologische Ambulanz, Hämatologisch-Onkologischer Schwerpunkt, Charité Berlin. „Damit steht diesen Frauen erstmals eine orale Therapieoption zur Verfügung, die zu jeder Lebenssituation passt.“

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen unter der Therapie mit Lapatinib  plus Capecitabin betrafen den Magen-Darm-Trakt (Durchfälle, Übelkeit und Erbrechen) und die Haut (Ausschläge sowie Hand-Fuß-Syndrom: eine Schwellung und Rötung an Handflächen und Fußsohlen).1

„Die Behandlung mit Lapatinib und Capecitabin ist in der Regel gut verträglich“, sagt Professor Untch. „Milder bis moderat ausgeprägter Durchfall und Hautausschläge sind gut beherrschbar. Leichte und moderate Diarrhöen lassen sich zum Beispiel mit Loperamid und Flüssigkeitsgabe behandeln. Ein proaktives Management ist hierbei von großer Bedeutung. Die Hautveränderungen sind häufig spontan reversibel.“

Lapatinib bereits in Leitlinien empfohlen
In den aktuellen Leitlinien der AGO (Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie) wird die Kombination von Lapatinib und Capecitabin mit einem Level of Evidence (LoE)-Grad 1c (Oxford-Kriterien) und dem AGO Empfehlungsgrad B „+“ empfohlen. Auch in den S3-Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft wird die Wirksamkeit von Lapatinib beschrieben.

Zusammenfassung:
Seit Mitte Juni dieses Jahres steht Patientinnen, die unter Trastuzumab progredient sind, eine neue, leitliniengerechte Therapieoption zur Verfügung:
Lapatinib verlängert in Kombination mit Capecitabin im Vergleich zur Capecitabin-Monotherapie signifikant die Zeit bis zur Progression. Die Behandlung mit Lapatinib ist in der Kombination mit Capecitabin in der Regel gut verträglich, und potenzielle unerwünschte Ereignisse sind klinisch gut beherrschbar. Eine wichtige Eigenschaft der Substanz, den die Patientinnen schätzen, ist, dass Lapatinib in Tablettenform vorliegt und somit oral eingenommen wird.

 

Quellen:

weiteres Material bei den Referenten

1) Cameron D et al. A phase III randomised comparison of lapatinib plus capecitabine versus capecitabine alone in women with advanced breast cancer that has progressed on trastuzumab: updated efficacy and biomarker analyses. Breast Cancer Red Treat 2008; (Epub ahead of print)

2) Fachinformation Tyverb® Stand 2008