Therapie der Wirbelsäulenerkrankungen - Was ist heute möglich?

(München, 29. Juni 2011) Wirbelsäulenerkrankungen sind in den Industrieländern weit verbreitet und werden vor allem durch Bewegungsmangel, einseitige Belastung wie Sitzen und altersbedingte Abnutzungs- und Verschleißprozesse begünstigt. Sie zählen zu den großen Zivilisationskrankheiten. Im Mittelpunkt der Behandlungsstrategie steht immer der Patient. Moderne Diagnostik, auf den Patienten zugeschnittene Therapien können die Genesung des Betroffenen ebenso beschleunigen wie innovative Operationsverfahren. Letztere kommen zur Anwendung wenn konservative Behandlung nicht ausreicht.

Zu den chirurgischen Eingriffen bei degenerativen Erkrankungen an der Wirbelsäule zählen unter anderem die operative Fusion mindestens zweier Wirbelkörper sowie die Prothesenimplantation. Bei letzterem liegt der Fokus in der Wirbelsäulenchirurgie auf der Verbesserung der Präzision der Implantatlage und der Verringerung der Strahlendosis. Als Grundlage und Hilfe zur Implantatplatzierung galt der Kirschnerdraht bisher als etabliertes Mittel. Neue, im Schwabinger Wirbelsäulenzentrum erprobte Systeme ermöglichen das k-drahtlose und leichte Einführen des Wirbelimplantats.

 

 

„Oberster Grundsatz jeder Therapie, auch der Wirbelsäulenerkrankungen, ist immer die differenzierte Diagnose. Die Diagnose muss die Ursache der Schmerzen aufdecken“, so Dr. med. Eckhard Schmidt-Ramsin, Facharzt für Orthopädie, Schwabinger Wirbelsäulenzentrum, München, bei einem Pressegespräch in München, das mit freundlicher Unterstützung von Sanofi-Aventis Deutschland GmbH stattfand.

„Erkrankungen der Wirbelsäule äußern sich meist in Rücken- bzw. Kreuzschmerzen, die häufig auf degenerative Erkrankungen zurückzuführen sind, aber auch auf Tumoren, Frakturen oder eine Krümmung der Wirbelsäule“, erklärte Dr. Schmidt-Ramsin. Degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule sind so alt wie die Menschheit selbst. Die wohl häufigste degenerative Wirbelsäulenerkrankung ist der Bandscheibenvorfall, die Lendenwirbelsäule (LWS) ist am häufigsten betroffen.

Degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule werden in der Regel durch eine ausführliche Anamnese und sorgfältige körperliche Untersuchung, unterstützt durch bildgebende Verfahren wie Computer- und Kernspintomographie, diagnostiziert. „Wichtiger Grundsatz: Es kann nicht nur eine Therapie für Wirbelsäulenschmerz geben. So viele Ursachen der Wirbelsäulenschmerz hat, unterschiedliche Therapien müssen in Betracht gezogen werden, um erfolgreich zu sein“, erklärte Dr. Schmidt-Ramsin.

 „Welche Therapiemöglichkeiten bestehen?“, erklärte Dr. medic. Mircea Schmidt, Orthopäde, Leitender Arzt am Schwabinger Wirbelsäulenzentrum, München, im Detail. Wenn eine degenerative Erkrankung der Wirbelsäule noch nicht stark ausgeprägt ist, hilft meist ein konservativer Behandlungsansatz  mit Analgetika und Muskelrelaxantien begleitet von physikalischer Schmerz- und Infiltrationstherapie.

Eine Operation sollte dann durchgeführt werden, wenn die Degeneration schon fortgeschritten ist und Nervenausfälle mit Lähmungserscheinungen, Funktionsstörungen bestehen und/oder die Mobilität eingeschränkt ist. „Für die operative Versorgung gibt es eine Vielzahl chirurgischer Verfahren wie minimal-invasive Fusion und Dekompression. Schwerpunkte unseres Zentrums sind die Skoliose- und Kyphoseversorgung sowie Bandscheibenoperationen.“

Bei den minimal-invasiven Operationsverfahren läge die größte Beschränkung bei den bestehenden MIS-Schraubensystemen in der Verlässlichkeit während der Implantationen mittels eines Kirschner-Drahts“, so Mircea Schmidt weiter.  „Unser Ansatz im Schwabinger Wirbelsäulenzentrum ist, mit kleinstmöglichen Mitteln den größten Effekt zu erreichen, auch die minimal-invasive Wirbelsäulenchirurgie kann einen Beitrag dazu leisten“. So böte beispielsweise die lumbale Bandscheibenprothese Baguera®L eine neuartige Lösung beim Ersatz der degenerierten Lendenwirbelbandscheibe. Für den Operateur liegt der Vorteil bei der einfachen Implantationstechnik, der Patienten profitiert von der Nickelfreiheit des Implantats.

Um Patienten den Zugang zu der für sie optimalen Therapie zu erleichtern, schließen Krankenkassen Verträge zur integrierten Versorgung bei Patienten/Versicherten mit chronischen Rückenleiden ab. „Die integrierte Versorgung ist ein Behandlungsprozess, bei dem alle medizinischen Fachkräfte – in diesem Fall Hausarzt, Orthopäde, Neurochirurg und Physiotherapeut – Hand in Hand arbeiten und der Patient von Beginn bis zum Ende seiner Behandlung optimal begleitet wird. Über 4.000 Leistungserbringer aus allen Bereichen der Gesundheitswirtschaft und über 100 Krankenkassen arbeiten mit medicalnetworks zusammen“, so Kathrin Steckel, Projektleiterin der medicalnetworks CJ GmbH & Co. KG aus Kassel. Schwerpunkte von medicalnetworks sind die Versorgung chronischer Erkrankungen und stationsersetzend, ambulant durchführbare

Operationen. „Die Vorteile für Patienten sind: Sie kommen schnell zu
Spezialisten, werden bevorzugt behandelt und während des gesamten Behandlungsprozesses betreut. Doppeluntersuchungen und Behandlungsverzögerungen werden vermieden. Patienten brauchen keine Zuzahlungen zu leisten. Nach 12 Wochen endet die direkte ärztliche Behandlung und es beginnt eine Kette von weiteren Maßnahmen, wie z.B. Rückenschule. Zielsetzung ist, dass der Patient mit dem Abschluss der direkten ärztlichen Behandlung  arbeitsfähig ist. Damit werden u. a. die Krankengeldkosten reduziert“.

 

Dr. Schmidt-Ramsin und Dr. Schmidt, Schwabinger Wirbelsäulenzentrum, Leopoldstraße 25, 80802 München, Tel. 089/34 78 84, Fax: 089/39 61 42, E-mail: Schmidt-Ramsin@gmx.de

 

Quellen:

Schneider S.: Rückenschmerz: Verbreitung, Ursachen und Erklärungsansätze, GRIN Verlag, 2007, S. 9 ff

Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation: Leitlinie: Bandscheibenvorfall. Nr. 036/003

http://www.wirbelsaeulenexperten.de/dgnc.htm (abgerufen am 09.12.2010)