Quo vadis Antibiotikatherapie?

Hat sich das Verhalten der Patienten mit Atemwegsinfektionen nach der Gesundheitsreform 2004 verändert? Wurden andere Antibiotika verordnet? Das war das Thema des ersten Grünwalder Gespräches im Jahr 2005.

Dr. Johannes Knollmeyer , Public and Market Relations, sanofi-aventis group Germany, betonte: „Geringfügige Gesundheitsstörungen sind nach der neuen Gesetzgebung vom Patienten selber zu finanzieren. Um die Praxisgebühr zu sparen, versuchen Patienten erst einmal die Infektionen mit Hausmitteln, OTC-Präparaten und alten Beständen selber zu kurieren“. Das hat eine Befragung von 500 Allgemeinärzten ergeben. 40 Prozent der Patienten mit Atemwegsinfektionen wiesen ausgeprägtere Symptome auf als vor dem GKV-Modernisierungs-Gesetz (GMG). Die Einschätzung wurde anhand von Krankheitssymptomen und dem allgemeinen körperlichen Zustand der Patienten vorgenommen. 70 Prozent der Patienten gaben an, wegen der Praxisgebühr einen Arztbesuch hinausgezögert zu haben.

Dieser Trend lässt sich auch aus den Verordnungen von Antibiotika bei Atemwegsinfektionen erkennen. Die Verordnungen von Standardantibiotika waren von Januar bis September 2004 rückläufig. Dagegen wurden entsprechend der Schwere der Symptome 47 Prozent Fluorchinolone der III. Gruppe (Tavanic ® , sanofi-aventis group) mehr verordnet als im Vorjahr. Die Tagestherapiekosten von Tavanic ® ( € 4,94) liegen unterhalb vieler anderer Antibiotika.

PD Dr. Dieter Hassler , Facharzt für Allgemeinmedizin, Lehrbeauftragter für Infektiologie an der Universität Heidelberg, Kraichtal, fragte: „Was ist heute zweckmäßig und angemessen in der Antibiotikatherapie?“ „Sparen“ sei zur Zeit das oberste Gebot eines Mediziners. Jedoch sei der Arzt verpflichtet „ausreichend, angemessen und wirtschaftlich zu therapieren“. Antibiotika-Therapie sei eine kurative Therapie. Sollte eine Behandlung mit Antibiotika notwendig sein, dann sei es besser zu klotzen denn zu kleckern. „Die erste Maßnahme muss greifen“, so Hassler.

 

Basierend auf den Empfehlungen der Paul-Ehrlich-Gesellschaft (PEG) hat Dr. Hassler ein Schema entwickelt, das die Patienten in zwei Kategorien einteilt. Je nach Indikation und Patientenbild wird der Einsatz von sieben Antibiotika empfohlen. Dazu gehören folgende Antibiotika-Gruppen: Tetracycline, Makrolide, Penicilline, Cephalosporine, Ketolide, Co-trimoxazol und Flurchinolone. „Bei Patienten mit chronischer Bronchitis und Sinusitis und ambulant erworbener Pneumonie und anderen Begleiterkrankungen verordnen wir Levofloxacin (Tavanic ® )“. Es ist stark in der Wirkung und bekämpft sowohl die Leit- als auch die Problemkeime bei diesen Atemwegsinfektionen.

 

 

Dr. med. Rainer Gebhardt , Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie und Umweltmedizin, Berlin, stellte die Krankengeschichte zweier Patienten vor. Beide Patienten therapierten sich erst selbst – ohne Erfolg. Als die Symptome immer schlimmer wurden, suchten sie die Praxis auf. Beide Patienten wurden mit Tavanic ® behandelt, der Gesundheitszustand besserte sich rasch, trotz weiterer Erkrankungen. Auch Gebhardt bedauert das veränderte Verhalten der Patienten nach der Gesundheitsreform. „ Das bedeutet für uns, dass wir weniger Bagatellfälle, aber dafür mehr Patienten mit schwerer, weil nicht rechtzeitig therapierter Symptomatik behandeln“.

Hassler und Gebhardt betonten, dass es immer wichtiger werde, bei Patienten mit Atemwegsinfektionen sofort ein breit wirksames Antibiotikum einzusetzen, das die Erreger effektiv bekämpfe und die Krankheitssymptome schnell verbessere.

Grünwald im Januar 2005

Literatur: Vogel et al, Rationale Antibiotika-Therapie bei Erwachsenen, Chemotherapie Journal, 11. Jahrg. Heft 2, 2002

und

Hassler, Die glorreichen Sieben, Hausarzt Mecklenburg-Vorpommern, Heft 2, 2004