Migräne - Erkrankung oder Einbildung?
".. Und am Nachmittag ist der Frau Generaldirektor unwohl und sie nimmt sich ihre Migräne ..." Dieses Zitat von Erich Kästner zeigt viele Missverständnisse auf, die sich um die Erkrankung Migräne ranken. Im Rahmen der Grünwalder Gespräche Anfang September 2001 in München-Grünwald wurde mit einigen dieser Vorurteile aufgeräumt. Doch obwohl neue, besser und schneller wirksame Medikamente wesentliche Fortschritte in der Migräne-Behandlung mit sich gebracht haben, stellt die Diagnostik und Behandlung der Migräne nach wie vor eine Herausforderung für Arzt und Patient dar.Professor Dr. Andreas Straube, Oberarzt an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Klinikums Großhadern in München, ging dabei speziell auf das weitverbreitete Vorurteil ein, wonach Migräne eine reine Frauenkrankheit sei und häufig nur auf psychischen Ursachen oder gar Einbildung beruhe. Tatsächlich sind Frauen zwischen 25 und 55 Jahren fast doppelt so häufig von
Migräne betroffen wie Männer (10 bis 18 Prozent zu 6 Prozent). Nach der Menopause nimmt die Inzidenz für Frauen wieder ab, so daß sich nach dem 70. Lebensjahr die Inzidenzen wieder angleichen."Migräne ist eine Krankheit beider Geschlechter", so Prof. Straube, "wobei Frauen in der reproduktiven Phase vermehrt betroffen sind".
Bisher nicht untersucht sei, warum der Anteil von Frauen in spezialisierten Kopfschmerzambulanzen etwa fünf bis zehn mal höher sei als der von Männern. Möglicherweise spiegele dies auch tradierte Verhaltensweisen wieder: Man(n) kennt keinen Schmerz.
Bei Kindern tritt die Migräne bei Jungen und Mädchen gleich häufig auf (etwa 5 bis 6 Prozent Inzidenz), bei Jungen jedoch früher als bei Mädchen.
In der medikamentösen Behandlung der Migräne hat sich in den letzten Jahren viel getan. Nach den jüngsten Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (1) sind Triptane die Migränetherapeutika mit der am besten in klinischen Studien belegten Wirksamkeit. Die Evidenzbasis für Ergotamine steht demgegenüber auf ziemlich schwachen Füßen. Nach diesen neuen Richtlinien gelten Triptane wie z. B. Rizatriptan (Maxalt ®, MSD Sharp & Dohme GmbH) als Mittel der Wahl in der Akuttherapie von Migräneattacken. Als wichtigstes Erfolgskriterium für eine erfolgreiche Behandlung einer Migräneattacke gilt dabei die Besserung der Kopfschmerzen innerhalb von zwei Stunden nach Applikation des entsprechenden Präparates.
Triptane lindern die Schmerzen und vermindern die unangenehmen Begleiterscheinungen der Migräne, wie Übelkeit und Erbrechen.
"Von den von Migräne betroffenen Frauen leiden rund 14 Prozent unter menstrueller Migräne", so Professor Hans-Peter Zahradnik, Kommissarischer Leiter der Frauenklinik II, Universität Freiburg. Neben der hormonellen Therapie
zur Migräne-Prophylaxe empfiehlt sich auch bei einem akuten Anfall der Einsatz von Rizatriptan, wie eine kürzlich publizierte Studie (2) gezeigt hat."In rund zwei Dritteln der Fälle kann durch die Gabe von Rizatriptan eine deutliche Besserung und bei ca. einem Drittel Schmerzfreiheit erzielt werden", so Professor Zahradnik.
(1) Aktuelle Therapieempfehlungen der DMKG, 2000
(2) Silberstein et al., Obstet Gynecol 2000; 96:237-42
Grünwald im September 2001Weitere Infos: katja_meyke@msd.de