Eine biologische Lebensversicherung?
Individuelle Einlagerung von Nabelschnurblut


Stammzellen wurden vor über 20 Jahren in die Therapie eingeführt.
Sie haben heute bei der Behandlung von bösartigen Erkrankungen ihren Platz. Möglicherweise aber werden sie auch bei vielen anderen Erkrankungen eine Rolle spielen, zum Beispiel bei Herzinfarkt und Schlaganfall. Stammzellen lassen sich ethisch unbedenklich aus dem menschlichen Knochenmark, dem peripheren Blut sowie der Nabelschnur (Plazentarestblut) gewinnen. "Warum ist Nabelschnurblut so wertvoll", das war die Frage beim Grünwalder Gespräch.

1988 wurde erstmalig in Paris bei Prof. Eliane Gluckman ein 6-jähriger Junge durch das Nabelschnurblut seiner Schwester geheilt. Seitdem haben etwa 3.000 Nabelschnur-transplantationen stattgefunden, ein Viertel davon bei Erwachsenen.

"Nabelschnurblut wird als alternatives Transplantationsmaterial betrachtet", so Prof. Eckart Wunder, Leiter des Labors für Stammzellforschung in Mulhouse (Frankreich). "Als Eigentransplantat vereinigt es die Vorteile der optimalen Verträglichkeit - ohne Tumorzellen."

Seit Mitte der 90iger Jahre werden Stammzellen aus Nabelschnüren in Blutbanken gesammelt. Diese Spenden werden anonymisiert und für alle potentiellen Empfänger bereitgestellt (allogene = fremde Spende). "Leider gibt es nur wenige Blutbanken und Kliniken, die diesen "Service" anbieten", so Dr. Thomas Gent, niedergelassener Gynäkologe in Hamburg. Gespendetes Nabelschnurblut ist für Indikationen gedacht, bei denen dem Patienten kein geeignetes Familienmitglied als Spender zur Verfügung steht. Im Jahr 2000 wurden in Europa bei rund 10,1 Prozent aller Stammzelltransplantationen auf Spenderdateien zurückgegriffen - davon 126-mal auf Nabelschnurblut.

Die Kosten der Einlagerung werden bei der Nabelschnurblutspende durch Gebühren bei Abgabe der Transplantate, Geldspenden und zum Teil durch Steuergelder finanziert. Bei einer anonymen Spende haben Eltern keinerlei Zugriffsrecht mehr.


Eine andere Möglichkeit ist die individuelle Einlagerung (autologe=eigene) von Nabelschnurblut bei einer privaten Nabelschnurbank, wie zum Beispiel VITA 34. Derzeit wird nur die individuelle Einlagerung von Nabelschnurblut in Deutschland flächendeckend angeboten.

Die Gewinnung, Präparation und Anwendung von Nabelschnurblut unterliegt in Deutschland dem Arzneimittelgesetz (AMG). "VITA 34 verfügt seit Oktober 1997 -als einziger Anbieter der individuellen Nabelschnurbluteinlagerung in Deutschland - über eine Herstellerlaubnis. Diese Erlaubnis bezieht sich auf die Präparation und Kryokonservierung von Nabelschnurblut VITA 34 zur autologen und allogenen Anwendung", erläutert Dr. Erich Kunert, Leiter des Kundenservice bei VITA 34. VITA 34 wurde 1997 in Leipzig gegründet und ist heute mit rund 10.000 eingelagerten Nabelschnurblut-Präparaten die grösste individuelle Blutbank in Europa.

Bei der individuellen Einlagerung übernehmen die Eltern die Kosten. Dieses Nabelschnurblut steht dafür ausschließlich dem Kind und im Bedarfsfall den engsten Verwandten zur Verfügung. Eine Einlagerung für 20 Jahre kostet 1.800 Euro.

Stammzellen können theoretisch Schäden in unterschiedlichen Geweben reparieren. "Dem konservierten Nabelschnurblut kommt hier besondere Bedeutung zu, da es sehr differenzierungs- und vermehrungsfähige Zellen enthält, die dem embryonalen Stadium noch nahe sind. Sie unterliegen jedoch keinen ethischen Restriktionen", erläuterte Wunder. " Sie sind als Transplantat bei schwerwiegenden Erkrankungen sofort abrufbar, da man sie möglichst schnell einsetzen sollte. Dem Patienten wäre eine Knochenmark-Entnahme unter Narkose in diesem Zustand nicht zumutbar."

Professor Wunder sieht in Zukunft Behandlungsmöglichkeiten mit Stammzellen aus Nabelschnurblut nicht nur bei Krebserkrankungen, sondern auch bei Schlaganfall, Herzinfarkt und frühkindlichen Hirnschäden.

Dr. Gent weist seine Patientinnen im Rahmen der Schwangerschaftsberatung auf die Möglichkeiten der Nabelschnurblutaufbewahrung hin. Die Entscheidung für eine Spende oder eine individuelle Einlagerung müssen die Eltern selber treffen.

Weitere Informationen:

www.dkms.de
www.vita34.de
www.nabelschnurblut.de
http://www.ruhr-uni-bochum.de/frauenklinik/stammzellen/