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Neue Impulse in der Tumorforschung

Boehringer Ingelheim präsentiert zum ersten Mal sein neues Arbeitsgebiet

Eines der großen deutschen Pharmaunternehmen, Boehringer Ingelheim, wendet sich mit hohem Aufwand der Entwicklung von Krebsmedikamenten zu. Neben seinen Domänen, wie Arzneimitteln gegen die Erkrankungen der Atemwege, der Herz- und Kreislauferkrankungen und des Zentralen Nervensystems, wird Boehringer Ingelheim den Bereich Onkologie ausbauen. Ingelheim sieht darin nicht nur ein wichtiges Geschäftsfeld, sondern auch eine ethische Verpflichtung, wie Dr. Reinhard v. Roemeling, Therapiegebietsleiter Onkologie, beim Grünwalder Gespräch erklärte. Das Ingelheimer Unternehmen plant, in den nächsten Jahren mehrere 100 Millionen DM zu investieren. Bei der Entwicklung von Krebsmedikamenten sollen die neuesten Erkenntnisse der
Molekularbiologie genutzt werden.

Den Anfang macht ein Medikament, das bereits im Laufe des Jahres 1999 zugelassen werden soll, Beromun®. Es handelt sich dabei um eine Kombination des Tumor-Nekrose-Faktors-Alpha (TNF- a) mit dem bewährten Krebsmedikament Melphalan. Weil der gentechnisch hergestellte Tumor-Nekrose-Faktor bei einer systemischen Anwendung viel zu toxisch wäre, wird die Verbindung mit Hilfe einer isolierten Perfusion unter Vollnarkose gegeben. Die Indikation betrifft vorwiegend Sarkome an Gliedmassen. Bisher wurden in Klinischen Studien seit 1988 etwa 500 Patienten behandelt. Ihre Tumore waren so ausgedehnt, daß auch nach Strahlen- oder Chemotherapie eine Amputation nicht zu vermeiden gewesen wäre. Bei 80 Prozent der Betroffenen konnten die Gliedmaßen voll funktionsfähig erhalten werden.

Boehringer Ingelheim hat für die Erorschung und Entwicklung von Beromun mehr als 100 Millionen DM ausgegeben, allerdings werden nur rund 2000 Patienten im Jahr in Europa für eine derartige Therapie in Frage kommen. Für das Unternehmen sind dabei neben ethischen Gesichtspunkten die Erfahrungen von Gewicht, die auf dem so bedeutenden Gebiet der Onkologie gewonnen werden.

Über die Entwicklung einer Tumorvakzine, vor allem gegen maligne Melanome, berichtete Prof. Peter Swetly, Leiter der Forschung und Entwicklung bei der Boehringer Ingelheim Austria GmbH in Wien. Die Ergebnisse bei den verschiedensten Methoden sind unterschiedlich, gegenwärtig erscheint am aussichtsreichsten eine sogenannte allogene Tumorvakzine. Ausgangspunkt sind Zellen aus operierten Tumoren. Es wurden drei Zellinien ausgewählt, die gemeinsam ein möglichst breites Spektrum von Tumorantigenen enthalten. Sie werden mit dem Gen für das Zytokin IL-2 ausgestattet  und bestrahlt. Dann werden diese so behandelten Zellen in den Organismus zurückgegeben. Seit Sommer 1998 laufen die Klinischen Prüfungen an vier Zentren in Deutschland und Österreich. Mit ersten Ergebnissen wird in einem halben Jahr gerechnet.

Nach den Aussagen von Swetly stellen auch molekular-definierte Tumorantigene einen attraktiven Ansatz für die Entwicklung einer Vakzine dar. "Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Gut standardisierte Vakzine mit hohen Antigenkonzentrationen sind möglich, wie sie bei zellulären Vakzinen nicht erreichbar sind."

Einen weitgespannten und hochaktuellen Überblick über den Stand der internationalen Tumorforschung gab Dr. Wolfgang Rettig, Leiter der Abteilung Onkologische Forschung bei Boehringer Ingelheim. Dem weitverbreiteten Pessimismus, wonach Krebs nicht heilbar sei, habe inzwischen eine andere Einschätzung Platz gemacht. Die gesamte Gruppe der bösartigen Tumorerkrankungen, einschließlich der Karzinome der Brustdrüsen, Lunge, des Magen-Darmtrakts und der Prostata, könne heute mit einer Heilungsrate von etwa 60 Prozent behandelt werden. Dabei sei allerdings zu bedenken, daß etwa 50 Prozent der Heilungsrate durch Chirurgie und Strahlenbehandlung und nur zehn Prozent durch zytostatische Chemotherapie erzielt werden können. Die nächsten fünf bis zehn Jahre werden nach Rettig "eine Welle Klinischer Prüfungen in der Onkologie sehen, deren wissenschaftliche Wurzeln sich seit 1971 ausgebildet haben, als der amerikanische Präsident Richard Nixon den 'Krieg gegen Krebs' erklärt hatte. Ein breites Spektrum von Erfolgen auf der einen und Mißerfolgen auf der anderen Seite, wird zu einer Klärung der wesentlichen Krankheitsmechanismen führen. Basierend auf den erfolgreichen Ansätzen wird sich eine wesentliche Bereicherung des therapeutischen Arsenals für die medikamentöse Behandlung maligner Tumorerkrankungen ergeben. Den Nutzen dieser Fortschritte wird man nicht nur in Geldeswert, sondern in echten Heilungsfortschritten und Lebensqualität messen können."

Grünwald im Dezember 1998

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Boehringer Ingelheim Pharma KG
Heidrun Thoma
Email: thomah@ing.boehringer-ingelheim.com

oder: www.boehringer-ingelheim.com