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Oft unterschätzt: Eine Gicht kann Folgen haben

(Grünwald, 7. Dezember 2010) „Die Gicht wurde erstmals im vierten Jahrhundert nach Christus von Hippokrates beschrieben. Sie plagt seit Jahrhunderten Generationen von Patienten, Medizin-Karikaturisten machten sie zu einem ihrer Lieblingssujets. Die Gicht ist ein verbreitetes medizinisches Problem. Sie ist die häufigste entzündliche Arthritis und tritt etwa doppelt so oft auf wie die rheumatoide Arthritis“, erklärte Professor Dr. Klaus Krüger, niedergelassener Rheumatologe, München. Erstmals seit 40 Jahren steht eine neue Therapieoption für die Langzeitbehandlung der Gicht zur Verfügung. Dies war das Thema des 76. Grünwalder Gespräches.

 

ProfKruegerDie Gicht war stets eine Erkrankung, die in „guten“ Zeiten an Häufigkeit zunahm, allein zwischen 1970 und 2000 hat sich die Anzahl der Menschen, die an Gicht erkrankten, nahezu verdoppelt. Männer sind mindestens viermal so häufig betroffen, wobei das Erkrankungsrisiko mit dem Alter steigt. Mit dem wachsenden Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung wird sich die Gicht-Problematik verschärfen.

„Ursache für die Gicht sind erhöhte Harnsäurespiegel. Die Gicht ist ein entzündlicher Prozess, der durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen vor allem in den Gelenken ausgelöst wird“, so Krüger. „Der Gelenkbefall bei Erstattacke manifestiert sich zu 54 Prozent im Grundgelenk der großen Zehe (Podagra). Der erste Gichtanfall findet aber auch zu rund 25 Prozent im Knie- oder Sprunggelenk statt“. Bei chronischer Gicht können nahezu alle Gelenke betroffen sein.

„Der akute Gichtanfall lässt sich gut diagnostizieren und behandeln“, erläuterte Krüger. „Neben dem traditionellen Einsatz von Colchicin, werden NSAR in kurzzeitiger Hochdosis und Kortikosteroide eingesetzt. Nach Abklingen des akuten Schubes sollte außerdem eine harnsäuresenkende Therapie eingeleitet werden, um einer Chronifizierung vorzubeugen. Gewichtsreduktion, Umstellung der Ernährung auf purinarme Kost, Alkoholverzicht und mehr Bewegung lässt das Gicht-Risiko ebenfalls sinken. Das reicht meist aber nicht aus, da die nicht-medikamentösen Maßnahmen den Harnsäurespiegel nur um 10-15 Prozent senken können“.

„Neben Allopurinol steht seit Frühjahr dieses Jahres eine neue, sehr gut wirksame Substanz Febuxostat, Adenuric® (Berlin-Chemie AG), zur Verfügung“, betonte Krüger. „Sie kann bei vielen Patienten eingesetzt werden, die mit Allopurinol und Urikosurika nicht zurechtkamen bzw. nicht ausreichend einstellbar waren“.

 

DrBrinkmann„Febuxostat ist für die Behandlung der chronischen Hyperurikämie bei Erkrankungen, die bereits zu Uratablagerungen geführt haben, zugelassen“, erläuterte Dr. Robert Brinkmann, Medical Advisor, Berlin-Chemie AG, Berlin. Dabei handelt es sich um einen selektiven, nicht-PURIN Xanthinoxidase-Hemmer. Er greift im Rahmen des Purinstoffwechsels in die Reaktionskaskade Hypoxanthin-Xanthin-Harnsäure ein und unterbricht diese gezielt durch Hemmung des Enzyms Xanthinoxidase. Andere am Purin- bzw. Pyrimidinstoffwechsel beteiligten Enzyme werden dabei in therapeutischen Dosierungen von Febuxostat nicht beeinträchtigt.

Die Effizienz von Febuxostat konnte in einer Vielzahl präklinischer und klinischer Studien belegt werden.  Zwei Pivotalstudien (APEX1und FACT2) der Phase 3 zeigten eine überlegene Wirksamkeit gegenüber Allopurinol bezüglich der dauerhaften Senkung des Serumharnsäurespiegels. Beide Studien wurden mit 1.832 Patienten mit Hyperurikämie und Gicht durchgeführt.

Die Placebo-kontrollierte Wirksamkeitsstudie APEX zeigte im Hinblick auf die Senkung des Serumharnsäurespiegels die statistisch signifikante Überlegenheit nach 28 Wochen sowohl der Behandlung mit Adenuric® 80mg 1 x täglich als auch mit Adenuric® 120 mg 1 x täglich gegenüber Allopurinol.

Die FACT-Studie war eine randomisierte, doppelblinde, multizentrische Studie der Phase 3 mit 760 Patienten über 52 Wochen. Die FACT-Studie zeigte im Hinblick auf die dauerhafte Senkung des Serumharnspiegels unter 6 mg/dl (357µmol/l) die statistisch signifikante Überlegenheit von Adenuric® 80 mg 1 x täglich als auch von  Adenuric® 120 mg 1 x täglich gegenüber Allopurinol 300 mg.

In der offenen Langzeitverlängerungsstudie FOCUS3 mit 116 Patienten nahm die Anzahl der Gichtanfälle stetig ab. Im dritten Jahr kam es unter der Dosis von täglich 80 mg oder 120 mg Febuxostat zu praktisch keinen Gichtanfällen mehr.
Die in zwei Jahren gesammelten Daten der offenen Verlängerungsstudie EXCEL4 zeigten, dass die dauerhafte Senkung der Serumharnsäurespiegel auf < 6 mg/dl (< 357 μmol/l) eine Abnahme der Inzidenz von Gichtanfällen ergab, so dass weniger als 3 % der Patienten in den Monaten 16 - 24 eine Behandlung gegen einen Gichtschub benötigten (d. h. mehr als 97 % der Patienten benötigten keine Behandlung gegen einen Gichtschub). Dies war mit einer Reduktion der Gichtknotengröße assoziiert, was bei 54 % der Patienten ein komplettes Verschwinden der Gichtknoten bis Monat 24 zur Folge hatte.

 

Zusammenfassung:
Europäische Leitlinien5 fordern bei rezidivierenden Gichtanfällen eine kausale Therapie mit dauerhafter Senkung der Serumharnsäure auf Werte unter 6 mg/dl. „Mit dem Xanthinoxidase-Hemmer Febuxostat wird dies einfacher, schneller und zuverlässiger erreicht als mit dem bisherigen Standard Allopurinol“, so Professor Klaus Krüger. „Erste Behandlungserfolge in unserer Praxis stimmen mich hoffnungsvoll“.

 

Quellen:

1 Schumacher HR, Becker MA, Wortmann RL, MacDonald PA, Hunt B, Streit J, Lademacher C, Joseph-Ridge N:
Effects of Febuxostat versus Allopurinol and Placebo in Reducing Serum Urate in Subjects with Hyeruricemia and Gout: A 28-Week, Phase II, Randomized, Double-Blind, Parallel-Group Trial,, Arthritis Rheum 2008;59:1540-1548
2 Becker MA, Schumacher HR, Wortmann RL, MacDonald PA, Eustace D, Palo WA, Streit J, Joseph-Ridge N. Febuxostat compared with Allopurinol in Patients with Hyperuricemia and Gout, N Engl J Med 2005;353: 2450-2461
3 Schumacher HR, Becker MA, Lloyd E, MacDonald PA, Lademacher C: Febuxostat in the Treatment of Gout: 5-yr Findings of the FOCUS Efficacy and Safety Study, Rheumatology 2009; 48: 188-194
4 Becker MA, Schumacher HR, MacDonald PA, Lloyd E, Lademacher C: Clinical Efficacy and Safety of Successful Longterm Urate Lowering with Febuxostat or Allopurinol in Subjects with Gout, J Rheumatol 2009; 36: 1273-1282
5 Zhang W et al., Ann Rheum Dis 2006; 65: 1312-1324
Fachinformation Adenuric®