HELP: Im Mittelpunkt steht der Patient
Mit HELP1 steht für Patienten mit Rheuma ein neues, therapiebegleitendes Programm zur Stärkung des Selbstmanagements und zur Förderung der Therapietreue (Compliance) zur Verfügung. Aus gutem Grund wird Rheuma gerne als Volkskrankheit bezeichnet: Schätzungsweise zwei bis drei Prozent der erwachsenen Bevölkerung leidet unter chronisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen. Gemeinsam ist den mehr als hundert verschiedenen Krankheitsbildern, dass es sich um Erkrankungen des Stütz- und Bindegewebes des Bewegungsapparates handelt, die mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergehen. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, wird die Therapie aber früh begonnen, lässt sich das Fortschreiten der Krankheit bremsen. Hinzu kommt die Bedeutung der Compliance für den Therapieerfolg. Das war das Thema beim 57. Grünwalder Gespräch im Mai 2007.
Rheumatoide Arthritis (RA) ist die häufigste chronische Gelenkentzündung. Die Krankheit greift Knochen und Knorpel, vor allem der Handgelenke an und verläuft schubweise. Während eines Schubes kommt es zu Entzündungen und Schmerzen. „Nicht selten führt die Krankheit innerhalb von zwei Jahren zu Schäden an Knorpel und Knochen, die weiter fortschreiten und zu
Einschränkung der Beweglichkeit und Lebensqualität führen können“, so Professor Dr. Gerd-R. Burmester, Direktor der Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Charité, Berlin. „Die Ursache ist noch nicht vollständig geklärt, es bestehen jedoch Zusammenhänge mit genetischen Faktoren und autoimmunologischen Prozessen“. Typische Symptome sind nächtliche und morgendliche Schmerzen und Morgensteifigkeit der Fingergelenke.
„Bei einem frühzeitigen Einsatz eines DMARDS in den ersten sechs Monaten nach Auftreten der Beschwerden, lässt sich das Risiko für einen solchen Funktionsverlust deutlich senken und die Chance für eine Krankheitsremission erheblich verbessern“, so Burmester.
Die Wirksamkeit von Leflunomid (Arava®, sanofi-aventis Deutschland GmbH) bei Rheumatoider Arthritis wurde in drei großen, randomisierten, doppelblinden, davon zwei placebokontrollierten Studien, mit insgesamt 1865 Patienten über einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht. [2 Jahres Ergebnisse der 3 Studien: Scott et al. 2001; Sharp et al. 2000; Cohen et al. 2001; Ergebnisse über bis zu 5,6 Jahre: Kalden et al. 2003; radiologische Krankheitsprogression: Larsen et al. 2001; Emery et al. 2000; Sharp et al. 2000; van der Heijde 2004; Reviews: Smolen et al. 2004; Kaltwasser et al. 2005]. In diesem Zeitraum zeigte Leflunomid in zwei der drei Studien einen im Durchschnitt deutlich rascheren Wirkeintritt als MTX und SSZ (nach nur 4 Wochen; [Schiff et al. 2000]) und in der Verlängerung der Zulassungsarbeiten auf 2 Jahre mindestens gleich gute Wirksamkeit wie Methotexat (MTX) und Sulfasalazin (SSZ) in den ACR20% Responderraten. Bei der Verbesserung der Funktionalität und gesundheitsbezogenen Lebensqualität, den Parametern, die für die Patienten entscheidend sind, zeigte sich in den Studien US301 und MN301 sogar eine signifikante Überlegenheit gegenüber MTX und SSZ.
Die Langzeitbeobachtung über eine mittlere Behandlungsdauer von 4,6 Jahren zeigte, dass die in den ersten beiden Jahren erreichte gute Wirksamkeit über die gesamte Behandlungsdauer erhalten blieb. Der mit Beginn der Behandlung festgestellte Rückgang der Zahl schmerzhafter und geschwollener Gelenke blieb ebenso wie die anderen Parameter über die gesamte Zeit erhalten.
Arava ist seit 1999 in Deutschland zugelassen. Es ist in weiteren 70 Ländern erhältlich. Seit der Zulassung wurde die Behandlung über mehr als eine Million Patientenjahre dokumentiert.
Neu in der Therapie der Menschen mit RA ist das HELP-Programm. Gerade in der sensiblen Phase, wenn die Diagnose gestellt wird und die Konfrontation mit einer schweren chronischen Erkrankung folgt, das Akzeptieren einer langfristigen Therapie notwendig wird, soll HELP helfen. Dazu gehören Gespräche mit speziell trainiertem Praxispersonal und ein neu gestaltetes Internetportal. Zugang zu dieser Homepage erhalten Patienten durch den behandelnden Rheumatologen. Patienten, die neu auf Arava eingestellt wurden, können so besser in den ersten Monaten unterstützt werden.
„Compliance spielt bei der Behandlung chronischer Krankheiten, so auch der RA, eine entscheidende Rolle. Patienten mit RA bedürfen komplexer medikamentöser Behandlungen und begleitender Therapien. Das erfordert vom Patienten ein hohes Maß an Disziplin“, so Langer. „In der Stärkung der Patientenrolle und der Verbesserung der Selbstmanagementfähigkeiten liegt ein Schwerpunkt zur Verbesserung der Compliance“, führte Langer weiter aus.
Fazit:
Beide Experten waren sich einig: Ziele einer modernen RA-Therapie sind:
Langfristige Entzündungshemmung, schneller Wirkungseintritt und anhaltende Wirksamkeit. Vermeidung oder Kontrolle der Gelenkzerstörung und von Funktionsverlusten (Remission). Vor allem die Lebensqualität des Patienten sei zu beachten und in der Therapie zu berücksichtigen. Diese Ziele zu erreichen, sei heute leichter, vor allem durch den frühen Einsatz von Basismedikamenten (z.B. Leflunomid) und – wenn im Krankheitsverlauf notwendig – Kombinationen daraus (z.B. Leflunomid + Biologicals), ergänzt durch regelmäßige Erfolgskontrolle und Anpassung der Therapie bis zum Erreichen einer Remission. Hinzu kommen die begleitende Aufklärung und Führung des Patienten zur verbesserung der Therapietreue (Compliance).
Grünwald, im Mai 2007
Quellen: