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Die Schilddrüse in guten Händen - Deutschland macht den Schilddrüsen-Check

Nach 2006 fand vom 23. bis 27. April bundesweit die zweite Schilddrüsenwoche Papillon statt. „Auch in diesem Jahr nahmen wieder rund 10.000 Hausarztpraxen an der Aktion teil“, so das erste Fazit von Professor Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger, Chefärztin der III. Medizinischen Klinik, Klinikum Bogenhausen, München. „Ziel der Schilddrüsenwoche Papillon ist, die Aufmerksamkeit der Hausärzte auf die Schilddrüse zu lenken. Aber auch die Patienten werden angesprochen.“ Leider sei die Rate der Schilddrüsen­operationen mit rund 120.000 Eingriffen immer noch viel zu hoch. Was kann man tun? Dies diskutierten beim Grünwalder Gespräch Experten und Journalisten anlässlich der Schilddrüsenwoche.

Die Chance, die Zahl der Schilddrüsenoperationen entscheidend zu senken, liegt beim Hausarzt. Sie ist immer noch – trotz aller Aufklärung - sechs- bis achtmal höher als in anderen europäischen Ländern. Hauptgrund für die vielen Schilddrüsenoperationen ist die hohe Prävalenz von Knotenstrumen, die wiederum durch den langjährigen deutlichen Jodmangel in Deutschland bedingt ist. Somit ist eine ausreichende Jodversorgung die beste Methode zur Vorbeugung einer Strumaentwicklung. Mit einer einfachen Untersuchung, der Palpation, kann eine Struma erkannt werden. Zusammen mit der Anamnese ist diese Tastuntersuchung  - eventuell ergänzt durch eine Sonographie -  von Allgemeinärzten, Internisten, Kinderärzten und auch den Frauenärzten, leicht durchzuführen. Deshalb gehört die Palpation automatisch zu jedem Gesundheitscheck. „Diese einfache Untersuchung, kann jeder niedergelassene Arzt schnell, einfach und ohne Kosten durchführen“, so Schumm-Draeger.

„Leider ist bei der hohen Strumaprävalenz die Zahl der erfahrenen Schild­drüsenspezialisten (Endokrinologen, Nuklearmediziner, Chirurgen) deutlich zu niedrig, so dass häufig Patienten mit Schilddrüsenknoten zu spät diagnostiziert werden und dann operiert werden müssen.“ so Schumm-Draeger.

Die Schilddrüsenwoche wird gemeinsam von der Schilddrüseninitiative Papillon und dem Forum Schilddrüse durchgeführt. Partner sind die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN), der Arbeitskreis Jodmangel, das Unternehmen sanofi-aventis (Henning) und die Ärzte-Zeitung.

Im Rahmen einer prospektiven, epidemiologischen Erhebung führten 2006 anlässlich der Schilddrüsenwoche Papillon 80 Ärzte neben der Palpation auch Ultraschall-Untersuchungen durch. 865 Menschen wurden untersucht, davon waren 298 bereits in Schilddrüsentherapie. „37,6 Prozent der Frauen und 40,3 Prozent der Männer wiesen eine Struma auf“, so PD Dr. Markus Luster, Oberarzt, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Universität Würzburg. Meist handele es sich dabei um eine Jodmangel-bedingte Struma diffusa und/oder nodosa, so Luster. Die Palpation erwies sich als eine im klinischen Alltag brauchbare Methode zur Beurteilung der Schilddrüsengröße. Die Über­einstimmung mit der Ultraschall-Untersuchung betrug rund 86 Prozent. Bei der Entdeckung von Schilddrüsenknoten war die Tastuntersuchung der Sonographie erwartungsgemäß unterlegen.

Konsequent mit Jod in Kombination mit L-Thyroxin (Thyronajod®, sanofi- aventis) behandelt, kann sich die Schilddrüse auf normale Größe verkleinern und so möglichen Komplikationen vorgebeugt werden.

Dr. Michael Müller, niedergelassener Endokrinologe, München, betonte die äußerst wichtige Rolle des Hausarztes bei der Früherkennung von Schilddrüsenerkrankungen. „Als erste Anlaufstelle des Patienten bei unspezifischen Allgemeinsymptomen ist besonders der Hausarzt gefragt. Die verschiedenen Symptome einer Schilddrüsenerkrankung zuzuordnen und Untersuchungsbefunde richtig zu interpretieren, ist die entscheidende Aufgabe des Hausarztes“, so Müller. Danach ist in Kooperation mit Endokrinologen und Nuklearmedizinern frühzeitig eine zielgerichtete Therapie einzuleiten und zu überwachen.

Gerade die Schilddrüsenwoche Papillon erscheint Müller als wichtiges Instrument, den Hausarzt auf die Schilddrüsendiagnostik aufmerksam zu machen. „Aber immer noch ist Aufklärung zu leisten und ich hoffe, dass mit der diesjährigen Schilddrüsenwoche ein weiterer Beitrag geleistet wird, denn immer noch jeder dritte Erwachsene hat krankhafte Veränderungen an der Schilddrüse.“

Fazit:
Auch in diesem Jahr fand die Aktionswoche bei Ärzten und Patienten riesengroßes Interesse. Die Referenten waren sich einig, dass weitere Aufklärung sowohl bei den Hausärzten als auch bei den Patienten notwendig sei. „Wenn die Hausärzte alle angebotenen Fortbildungsmaßnahmen über Schilddrüsenerkrankungen wahrnähmen, würde sich die ärztliche Versorgung von Schilddrüsenpatienten wesentlich verbessern“, beendete Schumm-Draeger die Diskussion.

 

Quellen:
Literatur bei den Referenten
www.schilddrüse.de und www.forum-schilddrüse.de oder Hotline 069/6380 3727